Due Diligence Prüfung beim Unternehmenskauf
Was bedeutet Due Diligence?
Due Diligence heißt wörtlich übersetzt: „sorgsame Erfüllung, im Verkehr erforderliche Sorgfalt“. Due Diligence im M&A-Kontext ist die eingehende Prüfung eines zum Verkauf stehenden Unternehmens durch den potenziellen Käufer, insbesondere im Hinblick auf seine wirtschaftlichen, rechtlichen, steuerlichen und finanziellen Verhältnisse. Eine umfangreiche Einführung zu Due Diligence und weiteren Themen rund um M&A erhalten Sie in unseren Online-Seminaren.
Die Due Diligence ist ein grundlegender Bestandteil des M&A-Prozesses, der eine sorgfältige Prüfung und Analyse eines zum Verkauf stehenden Unternehmens umfasst. Es sollen alle relevanten Risiken identifiziert und die Annahmen und Voraussetzungen des Kaufangebots überprüft werden. Durch die Due Diligence wird die Informationsasymmetrie zwischen Käufer und Verkäufer abgeschwächt, was für den Käufer von entscheidender Bedeutung ist, um eine fundierte Kaufentscheidung treffen zu können. Empirische Untersuchungen zeigen, dass ein Großteil der Kaufinteressenten eine Due Diligence durchführt, wobei besonders die Bereiche der Financial, Legal und Tax Due Diligence im Fokus stehen.
“Due Diligence im M&A-Kontext ist die eingehende Prüfung eines zum Verkauf stehenden Unternehmens durch den potenziellen Käufer, insbesondere im Hinblick auf seine wirtschaftlichen, rechtlichen, steuerlichen und finanziellen Verhältnisse. ”
Dauer und Kosten einer Due Diligence
- Dauer: Eine Due Diligence dauert im Durchschnitt rund 41 Tage, bei einer sehr großen Spannweite von min. 2 Tagen bis max. 180 Tagen (Quelle: Knauer/Herrmann/Wagener (2017), S. 1275 ff)
- Kosten:
- Die Kosten einer Due Diligence betragen im Durchschnitt 323.000 Euro (Quelle: Knauer/Herrmann/Wagener (2017), S. 1275 ff)
- Die Kosten können stark variieren, von zehntausenden bis zu mehreren Millionen Euro, je nach Größe des Targets, Umfang der Prüfung und den involvierten Beratungsdienstleistungen.
- Die Dauer und die Kosten einer Due Diligence im Rahmen von M&A-Transaktionen können stark variieren und hängen von mehreren Faktoren ab:
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- Größe und Komplexität des Zielunternehmens (Target): Je größer und komplexer das Unternehmen, desto mehr Zeit und Ressourcen werden benötigt, um die Due Diligence durchzuführen. Mehr Geschäftsbereiche, Produkte, Standorte oder internationale Aktivitäten bedeuten in der Regel einen höheren Aufwand bei der Prüfung.
- Branche des Unternehmens: Bestimmte Branchen haben spezifische Risiken und regulatorische Anforderungen, die eine eingehendere Prüfung erfordern können. Zum Beispiel können Unternehmen in der Finanzdienstleistungs- oder Pharmabranche zusätzliche Prüfungen hinsichtlich regulatorischer Compliance benötigen.
- Umfang der Due Diligence: Die Entscheidung, welche Bereiche der Due Diligence (z.B. finanziell, rechtlich, steuerlich, umweltbezogen) vertieft untersucht werden sollen, beeinflusst sowohl die Dauer als auch die Kosten. Ein breiterer Scope führt zu höherem Zeitaufwand und höheren Kosten.
- Qualität und Verfügbarkeit der Informationen: Die Effizienz des Due-Diligence-Prozesses hängt stark von der Qualität und Verfügbarkeit der vom Verkäufer bereitgestellten Informationen ab. Ein gut organisierter und vollständiger Datenraum kann die Dauer und Kosten reduzieren.
- Einsatz von externen Beratern: Die Inanspruchnahme von externen Beratern (Rechtsanwälte, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, etc.) ist üblich, führt aber zu zusätzlichen Kosten. Die Expertise und Effizienz der Berater spielen eine wesentliche Rolle bei der Kostengestaltung.
- Komplexität der identifizierten Risiken: Das Aufdecken von komplexen oder zahlreichen Risiken kann zusätzliche Untersuchungen und Analysen erforderlich machen, was wiederum die Dauer und die Kosten erhöht.
Ablauf der Due Diligence Prüfung im M&A-Prozess
Ein typischer Transaktionsprozess gliedert sich in sechs Phasen: Verkaufsvorbereitung, Marketingphase, Interessensbekundung, Due Diligence, Kaufvertrag und Abschluss der Transaktion. Einen detaillierten Überblick zum M&A-Prozess gibt es hier. Die Due Diligence ist Teil des M&A-Prozesses bzw. eines jeden Unternehmenskaufs bzw. -verkaufs.
Es ist heute Best Practice das der Käufer gemeinsam mit einem Team aus Beratern das Zielunternehmen umfangreich prüft. Unternehmenskäufer (insbesondere Geschäftsführer oder Vorstände) die ein Unternehmen ohne Due Diligence erwerben setzten sich dem Risiko von von Schadenersatzansprüchen mit unter Umständen persönlicher Haftung aus.
Bei einer Due Diligence Prüfung sind verschiedene Parteien involviert. Auf der Verkäuferseite sind meist der Verkäufer, Rechtsanwalte, Steuerberater/Wirtschaftsprüfer und andere Berater involviert. Die Verkäuferseite ist zuständig für die Befüllung und Pflege des Datenraums. Über dieser Datenraum werden dem Käufer relevante Informationen bereitgestellt. Die Parteien der Käuferseite sind der Käufer, Rechtsanwalte, Steuerberater/Wirtschaftsprüfer und andere Berater. Die Käuferseite stellt Fragen (meist in der Form einer Frageliste oder auch Anforderungsliste) und prüft die bereitgestellten Antworten und Unterlagen auf Chancen und Risiken. Den Prozess des Fragens und Antwortens nennt man auch Q&A-Prozess.
Die Anforderungslisten der Käufer können recht umfangreich sein. Bei großen Targets können sogar gesonderte Anforderungslisten für die übergeordneten Themenbereiche Business, Finance & Tax und Legal ergehen. Der Verkäufer muss bei der Offenlegung der Unterlagen darauf achten, dass er weder Geheimhaltungspflichten noch Bestimmungen des Datenschutzes verletzt. Genauso müssen Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse geschützt werden. Um diesen Konflikt (Informationsbedürfnis vs. Vertraulichkeit) zu lösen, werden Unterlagen mit sensiblen Daten gestaffelt, geschwärzt, nur auszugsweise und / oder nur erst am Ende der Vorbereitungshandlungen, teilweise erst kurz vor Vertragsabschluss, offengelegt.
Zur Due Diligence gehören typischerweise auch Fragerunden (Q&A Sessions), bei denen der Käufer und dessen Berater die Möglichkeit erhalten, das Management des Verkäufers und des Zielunternehmens zu befragen. Den Abschluss der Due Diligence Phase bildet der Due Diligence Report. Die Due Diligence Berater fassen darin die Ergebnisse der Due Diligence Prüfung zusammen.
Die Ergebnisse der Due Diligence sind zunächst relevant für die Kaufpreisfindung als auch für die Kaufvertragsverhandlung. Zunächst sollte es am Übergabetag im Zielunternehmen keine für den Käufer unbekannten Mängel oder Risiken mehr geben. Es ist aber auch wichtig, dass während der Due Diligence alle Themen identifiziert wurden aus denen sich für den Käufer nach Vollzug der Transaktion Handlungsbedarf ergibt oder ergeben könnte. Dies sind die sogenannten Post-Merger-Integrations-Risiken (PMI-Risiken).
Due Diligence Bericht
Der Due Diligence Bericht spielt eine zentrale Rolle im M&A-Prozess, da er die Entscheidungsgrundlage für den Unternehmenskäufer darstellt. Seine Bedeutung ergibt sich aus mehreren Aspekten:
- Vorbereitung und Absicherung der Entscheidung: Der Bericht bereitet die Entscheidung des Käufers über den Kauf des Zielunternehmens vor. Er ermöglicht es der Geschäftsleitung, eine informierte Entscheidung zu treffen, indem er eine detaillierte Analyse des Zielunternehmens bietet.
- Identifikation und Bewertung von Risiken: Ein wesentlicher Bestandteil des Berichts ist die Identifikation und Bewertung von Risiken, die mit dem Kauf des Zielunternehmens verbunden sind. Dies beinhaltet die Einschätzung von finanziellen, rechtlichen, steuerlichen und operativen Risiken.
- Lösungsvorschläge und Handlungsempfehlungen: Ein hochwertiger Due Diligence Bericht bietet Lösungsvorschläge und Handlungsempfehlungen, um identifizierte Risiken zu vermeiden oder zu reduzieren.
- Vernetzung von Wissen und Querschnittsthemen: Ein weiteres Merkmal eines guten Berichts ist die Vernetzung von Wissen, das bei verschiedenen Beratern und in unterschiedlichen Fachgebieten vorhanden ist. Dies ist besonders bei Querschnittsthemen relevant, die mehrere Bereiche betreffen und eine integrierte Betrachtung erfordern.
- Quantifizierung von Risiken: Neben der qualitativen Bewertung von Risiken ist die Quantifizierung der identifizierten Risiken ein wichtiger Bestandteil des Berichts. Dies ermöglicht es dem Käufer, die potenziellen finanziellen Auswirkungen der Risiken besser zu verstehen und bei der Verhandlung des Kaufpreises oder der Deal-Struktur zu berücksichtigen.
Die Due Diligence Berichte wird dabei meist von den einzelnen spezialisierten Beratern erstellt. Es gibt in der Praxis keinen allumfassenden Bericht, sondern vielmehr für jedes Fachgebiet einen eigenen Due Diligence Bericht. Der Kosten für die Berichte und damit auch für die Due Diligence trägt der Auftraggeber. In der Praxis hat es sich etabliert das Käufer und Verkäufer die Kosten für die Berater im Regelfall selbst tragen.
Zweck und Ziel der Due Diligence
Das übergeordnete Ziel einer Due Diligence Prüfung ist der Ausgleich oder besser Verringerung der Informationsasymmetrie zwischen dem Käufer und dem Verkäufer.
- Zielunternehmen besser verstehen und Entscheidungsgrundlage: Durch die Due Diligence erhalten Käufer ein tiefgreifendes Verständnis des Zielunternehmens, einschließlich seiner finanziellen, rechtlichen und marktbezogenen Position. Diese Informationen bilden eine solide Basis für eine informierte Entscheidungsfindung.
- Kaufpreisfindung: Die Ergebnisse der Due Diligence tragen wesentlich zur Bewertung des Zielunternehmens bei und unterstützen somit die Verhandlung eines angemessenen Kaufpreises.
- Risikovermeidung/Risikoreduzierung: Durch die Identifizierung potenzieller Risiken, sowohl finanzieller als auch rechtlicher Natur, hilft die Due Diligence, unerwartete Überraschungen nach Abschluss der Transaktion zu vermeiden und ermöglicht es, entsprechende Maßnahmen zur Risikominderung zu ergreifen.
- Grundlage für das Haftungssystem im Kaufvertrag: Die Erkenntnisse der Due Diligence fließen in die Gestaltung des Kaufvertrags ein, insbesondere in Bezug auf Garantien, Gewährleistungen und Haftungsregelungen.
- Transaktionsstruktur: Die Due Diligence unterstützt die Entwicklung einer effektiven Transaktionsstruktur, indem sie steuerliche, rechtliche und finanzielle Aspekte beleuchtet, die für die Strukturierung der Transaktion relevant sind.
- Beweisfunktion und Exkulpation: Im Falle später auftretender Streitigkeiten kann die Durchführung einer Due Diligence als Beweismittel dienen und zur Entlastung der handelnden Personen beitragen, indem sie zeigt, dass diese ihre Sorgfaltspflicht erfüllt haben.
Welche Arten von Due Diligence gibt es?
Wir hoffen dieser Artikel war hilfreich für Sie. Wollen Sie mehr zum Thema Due Diligence und M&A lernen schauen Sie bei unseren Online-Seminaren vorbei.
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